Camponovo Baumgartner
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Musikpavillon Sihlhölzli

Musikpavillon Sihlhölzli

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Musikpavillon Sihlhölzli

Umnutzung und Umbau für eine Calisthenics-Anlage

Wo vor fast hundert Jahren auf einer geschickt gezimmerten Tribüne Blasinstrumente zum Orchesterklang ansetzten, werden heute andere dramatische Bewegungen vollzogen: die der körperlichen Ertüchtigung. Durch die Instandsetzung des Musikpavillons Sihlhölzli, 1932 erstellt vom Stadtbaumeister Hermann Herter und dem Ingenieur Robert Maillart, wurde nicht nur die im Ausdruck prägende Ära des Pavillons als Ort der Musik verabschiedet, sondern ein geschichtsträchtiger, architektur- und ingenieurtechnisch-relevanter Bau nach Jahrzehnten der praktischen Nichtbenützung einer sportlichen Öffentlichkeit zugeführt. Gemeinsam mit dem Sportamt hat die Stadt Zürich entschieden, den denkmalgeschützten Betonschalenbau zu überholen und eine Calisthenics-Anlage mitsamt Garderobenräumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Vor genau 85 Jahren noch in der lokalen Wiediker Post als «famose Prunkmuschel» betitelt, ist das Gebäude heute ganz sicher Prunk und vielleicht auch ein bisschen Punk.

Metallische Sportgeräte setzen auf einem feuerrot-orange gesprenkelten Gummigranulat zu einer dichten, rhythmischen Choreografie an. Das monolithisch wirkende, jedoch jederzeit rückbaubare Sportpodest ist aus einem Unterbau aus Holz und Stahl geformt: Wie eine Zunge liegt es in der mit grossem Atem geöffneten Muschel und präsentiert die Nutzenden der Anlage. Um nächtlichen Vandalen vorzubeugen, ist der Sportbereich durch feine, dunkelgrüne Pfosten mit Edelstahlkugeln und lachsrote, mit elliptischen Bögen abgeschlossenen, Wellengittern begrenzt, welche den historischen Brüstungen folgen. Die Formen und Farben ergänzen das geölte Oregonholz des Tribüneninnenraumes, den altersbedingten Grünspan des kühn überhängenden kupferbedeckten Ovals und den scharrierten Beton der akustisch geformten, massiven Rückwand. Der Begriff des Musculus gilt dabei nicht nur der behaltenen Form, sondern gleichsam der neuen Nutzung: Muschel ist Musculus ist Muskel.

Zu den Garderoben gelangt man über zwei seitliche pergolaartige Abgänge. Wie Fühler nach aussen

ausgestreckt, holen die Stahlstrukturen die Nutzenden ab. Entgegen der wettergeschützten, pulverbeschichteten und gestrichenen Gitter und Stützen sind diese feuerverzinkt und wirken natürlich abgewaschen. Die Nüchternheit, die durch die präzis eingebrachten Rundleuchten fast schon technoid wirkt, führt in eine Welt nach unten, welche eine frische Entdeckung bereithält.

Das eingegrabene Untergeschoss überrascht mit Helligkeit, Leichtigkeit und optischer Weite. Ein lachsroter, plastischer Metalleinbau, minutiös handgestrichen, welcher sich radial ausbreitet und WC- und Duschkabinen beherbergt, schreibt dem muschelförmigen Grundriss eine eigene Raumschicht ein.

Die Kabinen sind grosszügig genug, um über einen Bodenbelagwechsel in zwei Bereiche unterteilt zu werden. Dessen seegrüne Farbe gilt als unterer Abschluss und referenziert das bauzeitliche, oxidierte Kupferdach. Gemeinsam mit den Kabinen bilden mehrere schlanke, tragende Stützen, um welche breite Bogentüren pivotieren und wo die eigens, an ein altes Vorbild referenzierten, 3D-gedruckten Leuchten angebracht sind, das Kernstück der Garderoben. Die hohen, manschettenartigen Türscharniere, welche den strukturellen Elementen noch vor deren Einbau perlenartig übergestülpt wurden, fordern dabei die gewöhnliche Hierarchisierung von Architektur und Struktur heraus.

Oberhalb der Kabinen fassen grosszügige Spiegelflächen den Raum. Optisch weisen sie auf die tatsächliche Grösse des zweigeteilten Raumes hin. Die restlichen Oberflächen an Decke und Wand sind in feinen Kalkputz getüncht und mit vertikalen, in der Oberfläche bewegten Wandplatten bekleidet. Vollendet werden die Räume durch Schliessfächer, die sich in einem Korsett aus vorgefertigten Stahlrahmen der Aussenwand entlang schmiegen. Durch ihr Weiss changieren sie zwischen Wandprofil und neuer Schicht.

Die Instandsetzung Sihlhölzli ist eine Annäherung an die architektonischen Formen und Elemente verwandter Bauten Hermann Herters, angepasst an die vorgefundene Ingenieurskunst Robert Maillarts. Wir sagen: «Lasst die Muskeln spielen», und hoffen auf eine lange Lebensdauer eines empfindlichen Erbes.

Der frühere, abweisende Zaun wurde durch eine neue Stahlstruktur ersetzt, die auch das Eingangstor zum Pa- villon bildet. Mit der Gliederung wird auf das denkmalgeschützte Tor eingegangen, mit dem Öffnen der beiden Tore entsteht eine räumliche Figur. Die seitlichen Eingänge zu den Garderoben werden mit Kupferblechen ent- sprechend dem Pavillondach ausgezeichnet, womit auch die neue Gebäudetechnik integriert werden kann.

Zusammen mit LichtLeuchten entwickelten wir für eine Leuchte für den Pavillon Sihlhölzli.
Die Leuchte ist von den bestehenden Leuchten inspiriert, ist aber auf den Einsatz im Garderoben- und Duschraum ausgelegt. Die Leuchte wurde von LichtLeuchten aus einzelnen Elementen aus dem 3D-Drucker zusammengesetzt. Die Duschkabinen wurden aus einzelnen Stahlsegmenten zusammen gesetzt und mit Pinselstrich lackiert.

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Marianne Baumgartner

Luca Camponovo

Fabian Reiner

Rebecca Konnertz